Spezialisierte angiologische Reha für Patienten mit pAVK entwickelt

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Für Patienten mit peripherer arterieller Verschlusskrankheit kann ein Aufenthalt in einer Reha-Klinik eine enorme Verbesserung der Lebensqualität bedeuten. Wichtig ist, dass die Klinik tatsächlich darauf spezialisiert ist. Dabei soll jetzt ein neues Zertifizierungsverfahren helfen, wie die Deutsche Gesellschaft für Angiologie mitteilt.
Patienten mit PAVK, im Volksmund auch „Schaufensterkrankheit“ genannt, leiden zum einen an der Einschränkung der Gehfähigkeit auf Grund der atherosklerotisch bedingten Verkürzung der Gehstrecke und haben zum anderen die höchste kardiovaskuläre Mortalität. Dieser Aspekt wird häufig unterschätzt und führt zu einer deutlich schlechteren Einstellung der Risikofaktoren bei dieser Patientengruppe. Auch werden den Patienten die konservativen Therapieansätze wie das Gefäß- und Gehtraining noch nicht flächendeckend entsprechend der anders lautenden wissenschaftlichen Datenlage angeboten.
Neu: Zertifikat „Rehabilitationsklinik mit Gefäßexpertise“
Unter der Federführung der Deutschen Gesellschaft für Angiologie – Gesellschaft für Gefäßmedizin e.V. (DGA) und der Deutschen Gesellschaft für Rehabilitation und Prävention von Herz-Kreislauferkrankungen e.V. (DGPR) wurde ein spezifisches angiologisches leitliniengerechtes Rehabilitationsangebot entwickelt, das es den Patienten ermöglicht, durch professionell geschulte Therapeuten und Ärzte das Leben mit dieser chronischen Erkrankung eigenständig und nachhaltig positiv zu beeinflussen. Um eine qualitätsgerechte Versorgung in der Rehabilitation zu gewährleisten, wurden Kriterien der Fachgesellschaften zusammengestellt, bei deren Erfüllung das Zertifikat „Rehabilitationsklinik mit Gefäßexpertise“ erlangt werden kann. Zusätzlich wurde ein Ausbildungsmodul für Ärzte und Sporttherapeuten in der Rehabilitation geschaffen, das diesen eine „Gefäßexpertise“ bescheinigt.
Interdisziplinäre Zusammenarbeit in der Reha
Begleitet durch ein multiprofessionelles Team aus Ärzten, Sporttherapeuten, Psychologen, Ernährungsmedizinern und Sozialarbeitern, werden die Patienten in der Reha-Klinik einer konservativen Therapie unterzogen. „Sie erleben eine bis zu 200-prozentige Verbesserung der Gehstrecke innerhalb des Rehabilitationsaufenthaltes und lernen durch Selbstmanagement der kardiovaskulären Risikofaktoren diese nachhaltig zu reduzieren – einschließlich der Notwendigkeit bestimmter Medikamente,“ sagt Dr. Gesine Dörr, die an der Entwicklung des Zertifikats maßgeblich mitgewirkt hat. „Die Patienten bekommen außerdem psychologische Unterstützung bei häufig krankheitstypischer depressiver Stimmungslage und erhalten Beratung bei der beruflichen und sozialen Wiedereingliederung.“
Qualitätsstandards in der angiologischen Reha dringend notwendig
Die aktuelle wissenschaftliche Evaluation der Zertifizierung wird unter der Leitung von PD Dr. Karin Meng (Universität Würzburg) durchgeführt und von der Deutschen Rentenversicherung Bund gefördert. „In der Rehabilitation gibt es von den Kostenträgern, führend der Deutschen Rentenversicherung, für viele chronische Erkrankungen, zum Beispiel der koronaren Herzerkrankung, Therapievorgaben und eine qualitätsgerechte Vergütung.
Da bisher jedoch kaum Patienten mit pAVK in den wenigen spezialisierten Kliniken behandelt wurden, bestand keine Notwendigkeit, Qualitätsstandards zu entwickeln und diese dann auch zu vergüten,“ erläutert Meng. Daher haben die Fachgesellschaften die Initiative übernommen, diese Standards zu formulieren, Kliniken zu ertüchtigen und Patienten und Ärzte zu ermutigen, dieses spezialisierte Angebot anzunehmen und zu verordnen.
Quelle: Deutsche Gesellschaft für Angiologie | Redaktion: Christina Baumgartner