Hunde erkennen Long-COVID

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Ein Forschungsteam unter der Leitung der Stiftung Tierärztlichen Hochschule Hannover (TiHo) veröffentlichte kürzlich eine Pilotstudie über SARS-CoV-2-Spürhunde. Sie zeigt, dass Hunde, die zuvor mit Proben von SARS-CoV-2-infizierter Personen trainiert wurden und diese mit hoher Genauigkeit anzeigen, auch Proben von Post-COVID-19-Patient*innen erkennen. Die Hunde riechen nicht die Viren selbst, sondern flüchtige organische Verbindungen, die durch Stoffwechselvorgänge entstehen.
Bei einer wachsenden Zahl von COVID-19-Patient*innen treten Monate nach ihrer akuten SARS-CoV-2-Infektion Folgeschäden mit Langzeitsymptomen („Long-COVID“) auf. Frühere Forschungen haben bereits gezeigt, dass Hunde in der Lage sind, eine akute SARS-CoV-2-Infektion zu erkennen. Noch nicht bekannt war, ob Hunde auch Proben von Patient*innen mit Long-COVID anzeigen. In der aktuellen Studie wurden Hunde verwendet, die zuvor darauf trainiert wurden Proben von akuten COVID-19-Patient*innen zu erkennen. In zwei Testszenarien wurden die Hunde mit Post-COVID19 -roben konfrontiert.
Wenn sie ihnen im Vergleich zu Negativkontrollproben gesunder Personen präsentiert wurden, zeigten sie diese mit hoher Sensitivität an. Dagegen zeigten die Hunde Vergleichsproben von akuten COVID-19-Patient*innen eher als positiv an als Post-COVID-19 Proben.
Die Ergebnisse unterstützen die Hypothese, dass flüchtige organische Verbindungen (Volatile Organic Compounds, VOC) nach der Erstinfektion langfristig bei Post-COVID-19-Patient*innen vorhanden sind. VOC werden von SARS-CoV-2-infizierten Körperzellen im Verlauf dieser komplexen Krankheit freigesetzt. „Basierend auf diesen Ergebnissen denken wir, dass weitere Studien mit medizinischen Spürhunden zur Pathophysiologie von Long-COVID die Zusammensetzung und den zeitlichen Verlauf spezifischer VOC-Muster miteinschließen sollten“, sagt Professor Dr. Holger Volk, Leiter der Klinik für Kleintiere der TiHo.
„Diese Studie ist ein weiterer Beweis für das Potenzial, dass Spürhunde bei der Untersuchung der Pathophysiologie von COVID-19 Patienten haben könnten. Es ist schwer vorstellbar, aber die Geruchserkennung von Hunden ist um drei Größenordnungen empfindlicher als die derzeit verfügbaren Geräte“, ergänzt Friederike Twele, PhD, Tierärztin und Neurowissenschaftlerin an der TiHo.
Der Geruchssinn des Hundes
Seit Beginn der Domestizierung nutzt der Mensch die außergewöhnlichen Geruchsfähigkeiten von Hunden, um Beute zu jagen, aber auch, um sich selbst vor Raubtieren zu schützen. Heutzutage werden Hunde zunehmend auch im Bereich der medizinischen Forschung zur Geruchserkennung eingesetzt. Sie sind in der Lage, infektiöse und nicht-infektiöse Krankheiten wie verschiedene Krebsarten, Malaria, bakterielle und virale Infektionen zu erkennen.
Originalpublikation
Twele, F., ten Hagen, N.A., Meller, S. et al. Detection of post COVID-19 patients using medical scent detection dogs – a pilot study. Frontiers in Medicine (2022) https://doi.org/10.3389/fmed.2022.877259
Quelle: Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover | Redaktion: Cornelia Meier