Painful Os Peroneum Syndrom als Ursache für lateralen Fußschmerz

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Lateraler Fußschmerz kann verschiedene Ursachen haben. Eine mögliche, aber weitgehend unbekannte ist das Painful Os Peroneum Syndrom. Autorin Renate Wolansky bringt Licht ins Dunkel.
Das Painful Os Peroneum Syndrom – kurz POPS – geht mit Schmerzen rund um das sogenannte Os peroneum einher, das als ein zusätzlicher Knochen innerhalb der Sehne des langen Wadenbeinmuskels (Muskulus peroneus longus) auf Höhe des Würfelbeins (Os cuboideum) auftritt. Zu Beschwerden bei den Betroffenen führt das kleine, zusätzliche Knochenstück vor allem in Folge von Traumata.
Akzessorische Knochen – die Grundlagen
Akzessorische Knochen (Ossa accessoria) oder sogenannte Ossikel sind kleine in eine Sehne eingelagerte Knochen. Obwohl es sich dabei eigentlich um einen zusätzlichen Knochenbefund handelt, verursachen akzessorische Knochen, die an den Füßen und den Händen auftreten, selbst oftmals keine Beschwerden oder Fehlfunktionen. Folgt man der Fachliteratur, sind mehr als 40 akzessorische Knochenkerne bekannt, die im menschlichen Körper auftreten können. Eine Vielzahl von Ossikeln, zu denen auch das Os peroneum zählt, kann am Fuß als Normvariante vorliegen.
Akzessorische Knochen am Fuß finden sich vorwiegend separat liegend an den sogenannten Tarsalknochenvorsprüngen, den Regionen der sieben Fußwurzelknochen, und sind in der Regel asymptomatisch. Die Entstehung geht auf eine Anlage im eiweißhaltigen (hyalinen) Knorpel mit einer Verknöcherung im Zentrum zurück. Meistens sind die zusätzlichen kleinen Knochen auf beiden Seiten der Extremitäten vorhanden.

Kleine Ursache, (mitunter) große Wirkung: das Os peroneum
Das Ossikel bildet sich etwa ab dem 14. Lebensjahr aus. Dabei sind Frauen öfter betroffen als Männer. Die Häufigkeit variiert etwa zwischen 10 und 20 Prozent. Weitere Bezeichnungen für das Os peroneum sind Os peroneale, Os cuboideum accessorium, Sesamum peroneum und Peroneal bone.
Der Knochenkern weist entweder eine glatte runde oder ovale Form auf. Er kann zwei- aber auch mehrteilig sein. Positioniert ist das Os peroneum an der lateralen unteren Region des Würfelbeins. In dessen plantarer Rinne (Kuboidkanal) verläuft die Sehne des langen Wadenbeinmuskels (Muskulus peroneus longus), die beim Painful Os Peroneum Syndrom infolge schmerzhafter Druck- und Reizerscheinungen betroffen ist. Zur Plantarfaszie und dem Würfelbein besteht darüber hinaus eine bindegewebige feste Verbindung, sodass Druck- und Schwerkräfte, die auf den Fuß treffen, zusätzlich ungünstig auf den kleinen Knochen einwirken können.
Mit zunehmendem Alter kann das Os peroneum an Größe zunehmen. In Folge dessen es zu Deformierungen, arthrotischen Veränderungen, Teilungen oder umschriebener Nekrose durch ständige Überlastungen oder Traumata kommen kann.

Symptomatik beim Painful Os Peroneum Syndrom
Bei Betroffenen mit POPS besteht eine Druckdolenz am Fußaußenrand in Höhe des Würfelbeins. Dabei verstärkt sich der Schmerz sowohl bei einer Belastung im Zehenstand als auch beim Gehen oder schnellem Laufen. Oft strahlt der Schmerz zudem diffus in den gesamten Fuß aus. Ebenso können Einwärtsdrehung (Inversion) und/oder Beugung des Fußes (Plantarflexion) heftige Schmerzen bei den Betroffenen auslösen. An der Lateralseite des Würfelbeins sind darüber hinaus oftmals eine Rötung und gegebenenfalls eine Schwellung zu sehen (Abb. 2a+b).
Eingeteilt wird das POPS in zwei verschiedene Formen:
- Das akute Peroneus-Syndrom, das vor allem nach einer Verdrehung des Fußes (Distorsion) oder einem Inversionstrauma – einer Einwärtsdrehung des Fußes – auftreten kann. Dabei kann es neben einem Riss der Sehne des langen Wadenbeinmuskels auch zu einer Fraktur des Os peroneum kommen. Als Folge sind radiologisch einzelne kleine Fragmente oder deren Verlagerung nach proximal festzustellen.
- Beim chronischen Peroneus-Syndrom entwickelt sich eine schmerzhafte chronische Sehnenscheidenentzündung (Tendovaginitis) infolge rezidivierender Reizungen der Sehne des langen Wadenbeinmuskels durch das Os peroneum oder seiner Fragmente aufgrund einer Fraktur.
Diagnostik
Zunächst erfolgt die Erhebung der expliziten Anamnese besonders hinsichtlich möglicher stattgefundener Traumata. Es folgen Inspektion und Palpation. Dabei gilt es auf Knochenvorsprünge, Veränderungen der Schleimbeutel, Hyperkeratose sowie Callositas zu achten. Dorsal-plantar und schräg aufgenommene Röntgenbilder des Fußes zeigen das Os peroneum in der Regel deutlich (Abb. 3a+b und 4a+b) sowie eine Fraktur des Ossikels. Bei Verdacht auf zusätzliche Ruptur der Sehne des langen Wadenbeinmuskels kommt eine Magnetresonanztomografie (MRT) in Betracht.
Differenzialdiagnostisch kommen Frakturen oder Absprengungen am Os peroneum, eine Sehnenscheidenentzündung oder Ruptur der langen Sehne des Wadenbeinmuskels, posttraumatische Verknöcherungen in den Weichteilen besonders in der Plantarfaszie sowie eine Pseudoarthrose – eine sogenannte Falschgelenkbildung – infrage.
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Therapie
Analog einer Sehnenscheidenentzündung des langen Wadenbeinmuskels wird auch das Painful Os Peroneum Syndrom in der Regel konservativ therapiert. In der akuten schmerzhaften Phase sollte der Fuß mithilfe einer Orthese entlastet werden. Des Weiteren können Analgetika, Antiphlogistika oder Antirheumatika ohne Kortison, sogenannte NSAR, eingesetzt werden. Zur dauerhaften Linderung der Beschwerden eignen sich orthopädische Maßeinlagen mit Aussparung und lateraler Polsterung am Würfelbein im Schuh. Ebenso sind regelmäßige podologische Behandlungen bei Hyperkeratose oder Clavi empfehlenswert.
Liegt ein Sehnenriss vor, ist eine chirurgische Intervention erforderlich. Dabei erfolgt entweder eine Sehnennaht oder eine Sehnenfesselung (Tenodese) mit dem kurzen Wadenbeinmuskel (Muskulus peroneus brevis). Posttraumatische Fragmente oder ossäre Vorsprünge am Ossikel werden während des Eingriffs entfernt. Die postoperative Entlastung erfolgt bis zur Wundheilung; anschließend folgt eine Teilbelastung im Walker für etwa sechs Wochen.
Autorin
Orthopädin Dr. Renate Wolansky
Luisenstraße 26
06618 Naumburg
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