Unwissenheit kann tödlich sein: Am 13. September ist Welt-Sepsis-Tag

Foto: Zerbor/AdobeStock

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Jedes Jahr kommt es in Deutschland zu mindestens 20.000 vermeidbaren Todesfällen in Verbindung mit Sepsis. Angesichts dieser Zahlen rufen die Initiatoren und Partnerorganisationen der Kampagne „Deutschland erkennt Sepsis“ Bürgerinnen und Bürger auf, sich intensiver mit dem Thema Sepsis zu befassen.

Laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) ist die Mehrzahl der Sepsis-Todesfälle vermeidbar. Dies gilt auch für die mit einer Sepsis verbundenen schweren Langzeitfolgen (Long Sepsis), an denen bis zu 75 Prozent der jährlich weit mehr als 100.000 Überlebenden leiden. Doch obwohl eine Sepsis häufiger vorkommt als Herzinfarkt oder Schlaganfall und deren Krankenhaussterblichkeit wesentlich höher ist, ist das Wissen über Sepsis in Deutschland vergleichsweise gering ausgeprägt.

„Das Ziel der Kampagne #DeutschlandErkenntSepsis – kurz DES – ist es, dem Unwissen entgegenzuwirken. Denn Aufklärung ist die klügste Art, für mehr Patientensicherheit zu sorgen“, erklärt die Vorsitzende des Aktionsbündnisses Patientensicherheit e. V. (APS) und Initiatorin der Kampagne, Dr. med. Ruth Hecker. Getragen wird das Bündnis durch vier Partnerorganisationen: Neben dem APS sind das der Sepsisdialog der Universität Greifswald, die Deutschen Sepsis-Hilfe e. V., sowie die Sepsis-Stiftung. Seit Juli 2021 wird die Kampagne außerdem vom Bundesministerium für Gesundheit (BMG) finanziell gefördert.

Sepsis kann jede und jeden treffen

„Nur wenige Menschen wissen, dass die Sterblichkeit bei Sepsis durch drei einfache Maßnahmen drastisch reduziert werden kann: Erstens eine bessere Vorbeugung gegen Infektionen, zweitens die Früherkennung anhand bestimmter Warnzeichen sowie drittens die Therapie der Sepsis als Notfall. Deshalb müssen auch bei der Sepsis die gleichen Anstrengungen zur gesundheitlichen Aufklärung und der Entwicklung präziser Diagnostika und effektiver Therapeutika unternommen werden, die zu der erfreulichen Reduzierung der Todesfälle bei HIV/AIDS geführt haben“, sagt der Vorsitzende der Sepsis-Stiftung, Professor Dr. med. Konrad Reinhart.

„Aus eigener Erfahrung weiß ich: Sepsis kann jeden und jede treffen, auch völlig gesunde Menschen. Dann ist es überlebenswichtig, dass Umfeld, Angehörige, Kollegen und ganz besonders das medizinische Personal, Sepsis auf dem Radar hat, um vermeidbare Verzögerungen und damit schwere Verläufe zu vermeiden“, betont Arne Trumann, Stellvertretender Vorsitzender der Sepsis-Hilfe e. V.

Schulungs- und Qualitätssicherungsmaßnahmen sowie interdisziplinäre Zusammenarbeit

„Nötig ist auch eine stärke Orientierung des Gesundheitssystems an der Patientensicherheit und die Einführung und adäquate Nutzung von Qualitätssicherungsmaßnahmen und dem Instrumentarium des klinischen Risikomanagements, etwa Critical Incident Reporting Systems, also Meldesysteme für Beinahe-Zwischenfälle“, sagt APS-Vorsitzende Hecker weiter.

„Allein durch krankenhausweite Schulungsmaßnahmen, interdisziplinäre und berufsgruppenübergreifende Zusammenarbeit und die Unterstützung von Qualitätssicherungsmaßen durch den Krankenhausvorstand konnte am Universitätsklinikum Greifswald die Sepsis-Sterblichkeit um 15 bis 20 Prozent gesenkt werden“, betont PD Dr. med. Matthias Gründling, Initiator des Sepsisdialogs an der Universitätsmedizin Greifswald.

Hintergrund
Die genaue Zahl der Sepsisfälle in Deutschland ist unbekannt: Sepsis-Fälle werden oft nicht als solche erkannt und in über 50 Prozent der Fälle nicht dokumentiert. Exaktere Zahlen aus vergleichbaren Ländern legen für Deutschland aber eine jährliche Häufigkeit zwischen 500 und 700 pro 100.000 Einwohnern nahe.

 

Quelle: Aktionsbündnis Patientensicherheit e. V. (APS) | Cornelia Meier