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30. Januar 2017
Redaktion

Aufklärung und Beratung sind gefragt

Frau Haidacher, Sie sind fachlich breit aufgestellt. Was war Ihre Motivation für diese berufliche Orientierung?“ Carmen Haidacher: „Eigentlich bin ich gelernte Versicherungskauffrau und habe auch erfolgreich vor der Familienphase im Marketing und danach im Vertrieb gearbeitet. Dennoch wollte ich mich umorientieren.



Foto: Nadine Vaders

Das Angebot meiner Cousine, gemeinsam mit ihr eine Fußpflegepraxis zu führen, hat mich gereizt, so dass ich mich für die Vollzeitausbildung zur Podologin entschlossen habe und dazu gehören für mich auch die Weiterbildungsmaßnahmen wie der Wundexperte ICW und der sektorale Heilpraktiker.“

 

„Sie halten gezielt Gesundheitsvorträge vor Sportlern, insbesondere Fußballern, wie zum Beispiel beim TSV München 1860 im Nachwuchsleistungszentrum. Wie ist es dazu gekommen?“

„Am Anfang wurde ich von dem Fußballverein angerufen, ob ich nicht einen Vortrag halten wollte, da habe ich zugestimmt. Aber auch Eishockeyspieler oder Skifahrer haben an solchen Fußthemen Interesse.“

 

„Mit welchen Problemen kommen diese Sportler zu Ihnen?“

„Auch unter Sportlern ist jede Fußerkrankung möglich, aber es gibt spezifische. Fußballer zum Beispiel möchten in der Regel kurze Nägel haben und schneiden sich deswegen auch teilweise die Ecken raus. Das Nagelbett kann sich dadurch verformen, was zur Folge haben kann, dass der Nagel einwächst und eine Entzündung verursacht, das zählt zu den häufigsten podologischen Krankheitsbildern bei Fußballern. Aber eingewachsene Nägel können ja verschiedene Ursachen haben: Ein falscher Nagelschnitt, eine genetische Veranlagung oder schlechtes Schuhwerk.“

 

„Mittlerweile haben Sie schon öfter Aufklärungsvorträge vor Sportlern gehalten…?“

„Ja, die Reaktion war jedes Mal super, ob ich vor rund 100 Sportlern oder 200 Trainern referiert habe. Viele Zuhörer kommen seither immer mal wieder in unsere Praxis oder rufen an.“

 

„Weshalb engagieren sich Sportvereine für solche Fachvorträge?“

„Weil es auch ihnen um Gesundheitsaufklärung geht. Zum Beispiel fand im Februar die Veranstaltung „Merkur Cup 2016“ statt. Merkur will den Jugend-sport fördern und Aufklärungsarbeit leisten, dafür sprechen sie Fachleute an, zum Beispiel Kinder- und Jugendorthopäden, Podologen wie mich oder andere Gesundheitsexperten. Bei solchen in der Regel zweitägigen Veranstaltungen suchen die Organisatoren immer Fachreferenten.“{pborder}

 

„Referieren Sie dort nur über Fußkrankheiten?“

„Nein, ich sehe das ganzheitlich. Der Fuß hat Auswirkungen auf den gesamten Körper. Deshalb geht es in meinen Vorträgen auch um eine ganzheitliche Körperbetrachtung. Ich berichte also nicht nur aus dem Praxisalltag heraus über Fußerkrankungen, Behandlungsmethoden, Tipps zur Vorsorge, Pflege und Hygiene, sondern zeige auch eine Bilderserie über Fußformen und Fußfehlstellungen.“

 

„Das hat Ihnen als Fuß-Expertin Medienpräsenz beschert…?“

„Ja, das stimmt. Ob Fussball.de oder das ZDF Volle Kanne oder die Frauenzeitschrift Elle…..“

 

„Ist Ihnen eine solche Aufklärungsarbeit wichtig?“

„Ja, sehr wichtig, sehen Sie, unser Kundenstamm ist sehr gemischt. 30 Prozent sind Menschen ab 60 Jahren, der Rest jeden Alters, vom Kind und Jugendlichen bis hin zum Erwachsenen, und davon viele Sportler…. Meiner Meinung nach muss die Gesundheitsaufklärung schon ab dem Kleinkind- beziehungsweise Kindergartenalter anfangen. Erst die ­eigenen Fußprobleme sensibilisieren viele Eltern für die Fußgesundheit ihrer Kinder.“

 

„Wie wirken Sie dem Problem in ihrer täglichen Arbeit entgegen?“

„Viele Leute sind dankbar für Beratung und Feedback, deswegen nutzen wir die Fußbehandlung auch für ein Beratungsgespräch. Wenn man sich den Patienten sehr genau anschaut, wird man auf solche Probleme aufmerksam.“

 

„Hat Ihrer Meinung nach das Fußbewusstsein zugenommen?“

„Ja, das würde ich schon sagen. Viele Patienten – insbesondere jüngere – sind dafür durchaus aufgeschlossen und zeigen eine Verantwortung für ihre Füße, gerade beim Sport.“

 

„Wie hoch ist mittlerweile der Anteil von Sportlern in Ihrer Praxis?

„Der Anteil der Freizeitsportler nimmt immer mehr zu, deswegen gibt es auch vermehrt Fußprobleme in diesem Bereich. Diese Patienten sind dankbar für eine professionelle Anamnese, spezifische Behandlung im Rahmen der Podologie und Tipps bezüglich der Einlagenversorgung, Möglichkeiten von Druckschutz, Wundversorgung oder Taping u.v.m. Auch arbeiten wir interdisziplinär mit Ärzten und Therapeuten zusammen und können so dem Patienten die medizinische benötigte Richtung anzeigen. Wenn sie einmal die Wirkung professioneller oder medizinischer Fußpflege erfahren haben, kommen die meisten präventiv alle vier bis acht Wochen zum Check.“

 

„Achtet diese Kundengruppe auf die richtigen Sportschuhe? Geben Sie dazu auch Tipps?“

 „Ja, das ist ein absolut wichtiger Faktor. Die Sportschuhpalette ist groß geworden und inzwischen absolut Hightech. Das fängt schon beim Material an, welche Schuhe ist der Sportler gewohnt, Mikrofasern oder Leder beim Fußballer? Für die Ballkontrolle sollte er eng anliegen, aber keine Druckstellen erzeugen. Weiter sollte man auf die eigene Fußform und eine gewisse Flexibilität achten. Auf jeden Fall nur bei Profiberatern kaufen! Das sage ich allen meinen Sportpatienten.“ «

Interview: Petra Zimmermann

 

Ausgabe 11/12 / 2016

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Foto: Eakrin/Adobe Stock
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