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14. Oktober 2016
Redaktion

Gipfel der Evolution

[Abo] In ihrem Beitrag konzentriert sich Dr. Maria Noszvai-Nagy auf die Mikroorganismen in ihrer Rolle als potenzielle Schädlinge, als Krankheitserreger. Tatsächlich ist aber ihr Nutzen für uns Menschen ungleich bedeutsamer als das eventuell vorhandene Gefahren­potenzial.



Foto: Dr. Maria Noszvai-Nagy

Würden intelligente Außerirdische die Erde besuchen und Kontakt zu den Erdbewohnern beabsichtigen, so kämen sie höchstwahrscheinlich nicht auf die Idee den Homo sapiens – also uns – zu kontaktieren. Mit ziemlicher Sicherheit würden sie als die Mikrobiota, also die Mikroorganismen, als Gipfel der Evolution ansehen und ­ihre Kontaktgesuche an diese richten. Als Irrtum könnten wir dies nur beim oberflächlichen Betrachten einstufen. Tatsächlich spricht einiges für die Mikroorganismen als erfolgreichste Erdbewohner – zum Beispiel ihre außerordentlich weite Besiedlung des Planeten – selbst in kochend heißen Quellen, in säurespuckenden Unterwasser-Schloten, bei eisigen Temperaturen, die nie ein Mensch auf die Dauer ertragen könnte, finden sie Lebensraum, Energiequellen, Vermehrung, und Platz zur Entsorgung ihrer Stoffwechselendprodukte und bauen sich eine ökologische Nische. Auch die ungeheure Vielfalt der Mikrobiota ist beeindruckend, sie bringen – je nach Umweltbedingungen und Nahrungsangebot – in kürzester Zeit ­eine Vielzahl identischer Nachkommen (Klone) als auch durch Mutationen bedingt besser angepasste Individuen hervor. Ein Teil der Mikroorganismen schafft es komplett umweltresistente Überlebens- und Verbreitungsstadien zu produzieren, so zum Beispiel Bakteriosporen. Diese wären sogar in der Lage im Weltraum für die Verbreitung der Spezies zu sorgen! Wiederum andere Mikroorganismen schafften es bereits in Urzeiten als nützliche Mitbewohner von Zellen sich anzudienen und so als Chloroplast der Pflanzenzellen oder Mitochondrium der tierischen Zellen für diese unentbehrlich zu werden. Auch extrazelluläre Symbionten (als Symbiont bezeichnet man die kleinere der beiden an einer Symbiose beteiligten Arten) bewohnen uns gesunde Menschen in erstaunlichen Mengen, kommunizieren mit uns und beeinflussen unsere Entwicklung, Ernährung und auch unser Verhalten.

Foto: Eakrin/Adobe Stock
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