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13. Oktober 2016
Redaktion

Knochenarbeit der Evolution

Warum gehen Menschen aufrecht? Und wie ist es dazu gekommen? Der Blick auf die Evolution der Füße ist zur Rekonstruktion der Evolution des Menschen, aber auch für ein besseres Verständnis der Biomechanik von Fuß und Körper hilfreich, meint Nike Breyer und macht den Leser mit einigen markanten prähistorischen Funden von Fußspuren und Fußknochen als fossilen Datenträgern bekannt.
Foto: Cynthia K. Buccini

Der aufrechte Gang ist eine erstaunliche Art der Fortbewegung”, brachte es Jeremy DeSilva, amerikanischer Paläoanthropologe an der Universität Boston Massachusetts auf den Punkt. „Wenn man sich in der Tierwelt umschaut”, so DeSilva weiter, „sind die Arten der Fortbewegung außerordentlich vielfältig. Es gibt Tiere, die fliegen und solche, die schwimmen. Gehen auf zwei Beinen ist die absolute Ausnahme. Kein anderer Vertreter unter den Primaten tut es.”[1] Und genau darum interessiere er sich für die Frage, wie sich dieser aufrechte Gang evolutionär entwickelt habe. Man muss DeSilva nun bei seiner weiteren Konzentration auf den Mittelfuß, den er bei zeitgenössischen Schimpansen (flexibel) und beim modernen Mensch (stabil) erforscht, nicht unbedingt folgen, um seiner Betonung der Besonderheit, ja Rätselhaftigkeit der Bipedie und seiner Aufforderung, diese zu erforschen, gerne zuzustimmen. Doch während die evolutionäre Entwicklung unseres Körpers in den letzten Jahren immer mehr Wissenschaftler in ihren Bann zu ziehen vermag, fand der Fuß trotz seiner eminenten Bedeutung für die Entstehung des aufrechten Gangs – und für die Entstehung des Menschen – noch vergleichsweise wenig Aufmerksamkeit. Doch das könnte sich jetzt ändern. Erst letztes Frühjahr wurde der ­spanische Nachwuchs-Paläontologe Dr. Adrian Pablos von der Universität de Alcala in Madrid für seine „paläobiologische und morphologische Studie von Fußknochen in der menschlichen Evolution“ von der Universität Tübingen mit einem Förderpreis ausgezeichnet, für die er die Funde aus der berühmten Sierra de Atapuerca nahe Burgos in Nordspanien, die eine der weltweit größten eiszeitlichen Fundstätten darstellt, ausgewertet hatte. Neben Werkzeugen aus verschiedenen Entwicklungsstufen der Menschheit wurden hier auch fossile Knochen – darunter auch Fußknochen – mit einem Alter von bis zu 800000 Jahren geborgen. Von diesen hat Pablos mehrere Hunderte dokumentiert und analysiert. Gerade die häufig kaum beachteten Fußknochen könnten jedoch zum Verständnis der menschlichen Entwicklung maßgeblich beitragen, betonte Professorin Katerina Harvati vom „Senckenberg Centre for Human Evolution and Palaeoenvironment (HEP)“ an der Universität Tübingen anlässlich der Prämierung. Man dürfe davon ausgehen, dass Pablos’ Arbeit in Zukunft zu einer wichtigen Referenz für Paläoanthropologen weltweit werde.

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Foto: Eakrin/Adobe Stock
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