Muskulär bedingt oder falsch gedreht?

Vorfuß-varus-Stellung an einer Zeichnung

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Die Varus-Stellung des Vorfußes entsteht durch eine nicht abgeschlossene beziehungsweise unvollkommene Drehung des Talus. Diese Begründung wird in neuerer Zeit angezweifelt. Klaus Grünewald stellt zwei Studien vor, die sich mit der Ursachenfindung erneut beschäftigt haben.

Eine Vorfuß-varus-Fehlstellung ist – nach allgemein geltender Definition – eine strukturell (knöchern) bedingte Anomalie des Fußes. In Bezug zur senkrechten Mittellinie der Ferse (Calcaneus) zeigt die Ebene der Mittelfußköpfchen des Vorfußes in der Frontal-Ebene zur Mitte hin (invertiert).

Ohne Kompensation (z. B. Ausgleich durch die Fersenstellung) ist ein Vorfuß-varus nur im unbelasteten Zustand erkennbar. Bei der Ganganalyse würde durch die Körperbelastung eine mehr oder weniger deutlich ausgeprägte Pronation des Fußes zu sehen sein.

Dies kann während des Gehens – durch die vermehrte Kniegelenk-Drehung in Verbindung mit einer höheren lateralen Zugbelastung der Kniescheibe (Patella) – zu Beschwerden führen.

Debatte über die Entstehung

Obgleich die biomechanischen Folgen einer Vorfuß-varus-Fehlstellung bekannt sind, wird über den anatomischen Ursprung dieser Fußdeformität seit Jahrzehnten debattiert.

In einer Veröffentlichung aus dem Jahr 1927 stellt der Amerikaner W. Straus [1] die Vermutung an, dass der Ursprung der Vorfuß-varus-Fehlstellung in einer Störung der fetalen Fußentwicklung zu finden sei. Er führte dies auf das Ausbleiben der Valgus-Drehung (nach Außen Drehung) um die Längsachse des Sprungbeinkopfes und -halses zurück. Diese Drehung gehört zur normalen Fußentwicklung beim Fetus und ist in den ersten Lebenswochen des Säuglings noch nicht abgeschlossen. Sie bildet sich allmählich in den ersten Lebensjahren zurück.

In Berufung auf diese Theorie ist deshalb der Ursprung für eine Vorfuß-varus-Fehlstellung bei Erwachsenen in einer unvollständigen Valgus-Torsion des Sprungbeinkopfes und -halses während der Fetalen Entwicklung zu ­sehen.

Diese Erklärung über eine nicht abgeschlossene beziehungsweise unvollkommene Drehung des Talus – zur Begründung der Ursache einer Varus-Stellung des Vorfußes – wurde in neuerer Zeit angezweifelt.

Zweifel kommen auf

Dieser Zweifel wurde erstmals in einer Studie von T. McPoil et al. [2] aufgegriffen. Er hat den Zusammenhang zwischen einer ausgebliebenen Valgus-Torsion des Talus in Verbindung mit der Vorfuß-varus-Fehlstellung bei Erwachsenen hinterfragt. Zu der Untersuchungsmethode ist anzumerken, dass McPoil die Winkelstellung des Vorfußes nicht gemäß biomechanischer Standardmethoden (nach M. Root, W. P. Orien und J. H. Weed) gemessen, sondern lediglich die Gipsabdrücke von 20 anatomischen Präparaten der Füße verwendet hat.

Durch die indirekte Ermittlung der Winkelstellung des Vorfußes kann die Genauigkeit und Gültigkeit der Erkenntnisse beeinträchtigt sein, weil sie nicht direkt vom Fuß, sondern von dessen Gipsmodell genommen wurde.

Die zweite Studie (von Rebecca S. Lufler et al.) unterscheidet sich von ­McPoil durch eine andere Messung der Vorfuß-Stellung. In dieser Studie wurde die am häufigsten angewandte Messung zur Bestimmung der Vorfuß-Stellung angewandt, die von Root et al. im Jahr 1977 beschrieben wurde. Außerdem enthält sie mehr als doppelt so viele anatomische Präparate (n = 49 Füße) als McPoil.

Beide Studien hinterfragten, in wieweit die klinischen Messungen der Vorfuß-varus-Stellung bei Erwachsenen mit der Theorie einer ausgebliebenen knöchernen Drehung (Valgus-Torsion) des Fußes beim Fetus beziehungsweise im Säuglingsalter übereinstimmen.

In der Untersuchung besaßen alle anatomischen Präparate genügend Mobilität, um den Grad der Vorfuß-Stellung zu messen. Ebenso konnten die Winkel über die Drehung (Torsion) des Sprungbeinkopfes und -halses bestimmt werden.

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